Die lnfanteriekaserne in Lebach-Jabach
und die Lazarettnutzung bis Mitte März 1945
von Hildegard Bayer
Der erste Spatenstich zur lnfanteriekaserne »Hermann Göring« wurde am 26. 6. 1938 vorgenommen und das Richtfest am 30. 6. 1939 gefeiert, wobei der Bau zu Dreiviertel fertig gestellt war. Der Empfang der ersten Soldaten in der Kaserne fand vor dem 6. 7. 1940 statt, dem Datum, an dem Amtsbürgermeister Peter Arweiler feststellte, dass die Kaserne »fertig und belegt« sei. Trotz des Westwallbaus wurde die Kaserne in sehr kurzer Zeit errichtet, was hauptsächlich durch die etwa 700 Arbeiter und 60 Firmen möglich war, die unter der Regie des Heeresbauamtes in Saarbrücken und der örtlichen Bauleitung von Bauassessor Padberg standen.
Standortältester für Lebach war schon am 15. 2.1940 Oberst (E) Deyrer. Soldaten lagen in Garnison, wurden ausgebildet, mussten an die Front oder wurden nach dem Frankreichfeldzug hier untergebracht. Laut Saar-Zeitung vom 5. 8. 1940 wurde am 3. 8. ein Regiment begrüßt, dessen zwei Bataillone in Lebach aufgestellt worden waren. Die Soldaten, die aus Frankreich in ihre Garnison zurückkehrten, zogen über die Trierer Straße ein. Gemeint ist damit auch das Bataillon Deyrer, das zum Grenz-Infanterie-Regiment
132 gehörte. Am 7. 8.1940 schrieb Peter Arweiler dem Standortältesten von Lebach, Oberst Deyrer, der krank im Reservelazarett Speyrerhof bei Heidelberg lag, dass die Gemeinde ihn beim Empfang »seines Regimentes« leider nicht begrüßen konnte. Er
dankte ihm für seinen Einsatz auch für die Zivilgemeinde. Der Oberst verstarb am 18. 8. 1940.
Am 14. 10. 1940 zog in Lebach die II. Abteilung des Artillerie-Regimentes 36 ein.
Die Leiden durch den Krieg kommen in der Saar-Zeitung vom 6.10.1940, trotz der beschönigenden Darstellung, zum Ausdruck: Die ankommende Truppe hat »gewaltige Märsche bei Tag und Nacht, oft mit ganz kurzen Ruhepausen« hinter sich, die »das letzte von Mann und Pferd forderten.« Etliche Soldaten waren gefallen.
Die Tochter eines in Lebach seit etwa August 1940 stationierten Soldaten aus Düsseldorf berichtet, dass ihr Vater Pferdegespanne lenkte, die Pferde betreute und Soldaten im Umgang mit Pferden ausbildete. Die Kaserne war überbelegt, denn der Soldat hatte Quartier im Bauernhaus Weyrich bezogen, in dem er die Mutter der Informantin kennenlernte. Beide heirateten nach drei Monaten am 19. 11. 1940, einen Tag bevor der Vater an die Front nach Frankreich musste.
In der lnfanteriekaserne wurde ab September 1941 das Reservelazarett 315 eingerichtet. Hier konnten 2500 Verwundete und kurzfristig bis 3000 Verwundete behandelt werden, wenn Transportzüge aus der Sowjetunion eintrafen. Leiter war Oberstabsarzt Wagner. Granat- und Bombensplitter mussten operiert und oft schlimme Wunden behandelt werden. Ein Soldat aus Lebach verstarb an einer Erkrankung, die er sich am Schwarzen Meer zugezogen hatte. Ein Schmelzer Soldat hatte wegen Erfrierungen schon vor Ankunft im Lazarett durch Amputation einen Fuß verloren. Mehr als zehn Ärzte, 20 Ordensschwestern und 60 DRK-Schwestern leisteten auch menschlichen Beistand. Etwa 22 Personen arbeiteten in der Verwaltung. Die Verwundeten lagen oft mit fünf Mann in einem Raum.
Am 24. 4. 1942 wurde die Einweihung der Theaterbühne »zur geistigen Betreuung« der Verletzten gefeiert. Man verlegte das Reservelazarett ab September 1944 mit den Verwundeten und dem Personal nach Limburg/Lahn. Danach bestand ein Feldlazarett zur Erstversorgung verwundeter deutscher Soldaten infolge von Gefechten mit den vorrückenden Amerikanern .
Auch Bürger, die durch Fliegerangriffe und Artilleriebeschuss verletzt wurden, kamen in das Lazarett. Dieses wurde Mitte März 1945 geräumt. Die Gestaltung der Kaserne war typisch für Militärbauten der NS-Zeit, entstanden nach Heeresbaunormen in einer klaren, einfachen Einheitsbauweise. Die äußerlich wenig veränderte Anlage in Lebach wurde im November 2011 in die Denkmalliste des Saarlandes aufgenommen.
Die Bauten wurden zwischen 1940 und 1945 wohl folgendermaßen genutzt:
Block 1: Verwaltung, Telefonzentrale und Sitz des Zahlmeisters; Keller: Kleiderkammer, Waffenlager, elf Arrest-Zellen;
Blöcke 2, 4, 5 und 7: Unterkünfte für Soldaten, danach für Verwundete;
Blöcke 3 und 6: eher die Wirtschaftsgebäude ; in Block 3: Essensausgabe, Kapelle, Operationssaal , Wohnungen der Ordensschwestern; Block 6: erste Etage: Kantine; zweite Etage: Offizierskasino; obere Etage: Wohnungen, z. B. der Familie des Kantinenwirts;
Bau 8: Reithalle (laut Plan von 1949); Sa: Pferdeställe;
Bauten 9, 11 und 14: Wagen- und Kraftfahrzeughallen;
Bau 1 O: Exerzier- bzw . Reithalle bis 1941, danach Aula für Feste (heute Bistro);
Bau 12: 1949 als »Gasraum« bezeichnet;
Bau 13: Werkstatt mit Schmiede und Schlosserei;
Bau 15: Werkstätte oder Lagerraum;
Bau 16: Pferdelazarett;
Platz 17: Exerzierplatz, danach Sportplatz;
Platz 18: Reitbahn auf Sandboden; ein Sandwall trennte beide Plätze;
Bau 14 a: 1949 Lagerhalle.
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Lebach, Jabach, ehemalige Kaserne »Hermann Göring « Lageplan Ensemblebestandteile, LKVK
Legende: Nr. 1, 2, 3, 4, 5, 6, 7: Unterkünfte , Verwaltung; Nr. 13, 15, 16, 18, 19: Lagerhallen, Werkstätten.
Franz Rudolf Bornewasser, Bischof von Trier, besucht das Reservelazarett in Lebach. Repro: Foto Fercho