Das UNRRA-Lager in der ehemaligen Kaserne Lebach und seine Menschen
Die NS-Kaserne in Lebach wurde nach Kriegsende zum UNRRA-Lager (United Nations Relief and Rehabilitation Administration) für ehemalige Kriegsgefangene und Zwangsarbeiter, vor allem aus Polen. Sie wurden von der amerikanischen Besatzung als Displaced Persons (DP) nach ihrer Befreiung dort untergebracht. Bis zu 5.000 Personen lebten dort, bis das Lager 1947 aufgelöst wurde. Die überwiegend jungen Leute verbrachten dort ihre gesamte Zeit und hatten keine Möglichkeit zu arbeiten. Sie gestalteten ihr Leben nach den beschränkten Möglichkeiten und unter Kontrolle der französischen Besatzer.
Leben im Lager
Für das Leben im UNRRA-Lager war ein hohes Maß an Organisation und Disziplin erforderlich. Dies leisteten die Bewohner vielfach selbst: Küchendienst und Verpflegung, Feste, Feiertage und vieles mehr.
Sport
Zum Leben im UNRRA-Lager gehörte der Sport. Der ehemalige Exerzierplatz (Appellplatz) der Kaserne wurde dafür vielfältig genutzt. Während die Frauen eher Gymnastik übten, trugen die Männer Fußballturniere aus. Freizeitgestaltung und Sport trugen dazu bei, die Eintönigkeit und Langeweile des Lagerlebens zu mildern und Aggressionen der beengten Verhältnisse abzubauen.
Bilder: Frauengymnastik, Frauensport, Fußball
Hochzeit
Vor allem unmittelbar nach dem Krieg kam es zu zahlreichen Hochzeiten unter den ehemaligen Zwangsarbeitern. Viele Trauungen fanden in der Pfarrkirche Lebach statt. Die Paare hatten sich schon im NS-Regime gekannt und legalisierten so ihre Verbindung. Nicht wenige hatten oder erwarteten auch bereits Nachwuchs.
Säuglinge und Kleinkinder
Kleinkinder und Säuglinge waren im UNRRA-Lager in den ehemaligen Kasernen keine Seltenheit, da es viele Paare unter den überwiegend jungen ehemaligen Zwangsarbeitern gab. Etliche Kinder wurden bereits vor Kriegsende geboren. Manche davon überlebten daher die Säuglingszeit nicht und wurden auf der Kriegsgräberstätte beigesetzt. Dort liegen 44 Säuglinge und Kleinkinder. Andere verbrachten ihre ersten Jahre mit ihren Eltern im Lager. Diese heirateten meistens, sobald es ihnen nach Kriegsende als freie Menschen möglich war.
Weitere Informationen zum Schicksal der Zwangsarbeiter nach dem Zweiten Weltkrieg finden Sie unter dem TAB Orte/UNRRA-Lager
Bildquelle: Privatarchiv Marcin Keller (Polen)