Angela »Anni« Schwirz

* 25. Dezember 1924    † 15. August 1944

 

Angela Schwirz wurde am 25. Dezember 1924 in Lebach bei Saarlois geboren. Anfang 1944 wurde sie zum Kriegsdienst einberufen. Sie kam zur Luftwaffe und wurde in München und Speyer zur Fallschirmpackerin aus gebildet. Nach Ihrer Ausbildung wurde sie dem Jagdgeschwader 106, einer Ausbildungseinheit für spätere Jagdflieger, zugeteilt. Das JG 106 bildete unter anderem auf der Messerschmitt Bf 109 aus. Mit dem Jagdgeschwader 106 kam Anni im Sommer 1944 nach Bad Schussenried. Sie wurde der 3. Staffel als Fallschirmpackerin zugeteilt. Die Mädchen waren zu dieser Zeit in Bad Schussenried untergebracht und die Unterkünfte der 3./JG 106 lagen an der am weitesten entfernten Ecke des Platzes, am ehemaligen Mühlhölzle, nahe Reichenbach. Jeden Morgen mussten vier Luftwaffenhelferinnen den langen Fussmarsch zum Mühlhölzle antreten. Anni und eine Kollegin taten Dienst im Fallschirmlager, eine war auf der Staffelschreibstube und die vierte im Werkstattbüro eingesetzt.

Auch am 15. August, einem schönen Sommermorgen, machten sich die jungen Damen auf den Weg (gelb) zum Mühlhölzle (grün).

Der Flugbetrieb auf dem Platz wurde immer um 7 Uhr aufgenommen und auf Grund der Wetterlage und der herrschenden Windrichtung landeten die zurückkehrenden Maschinen des JG 106 aus Richtung Steinhausen. Gegen 8 Uhr kam es dann zum tragischen Unfall. Die vier jungen Damen waren bester Laune und scherzten während ihres Fußmarsches. Übermütig lief Angela Schwirz auf das Flugfeld, ihre Kolleginnen versuchten sie noch zu warnen. In diesem Moment schwebte die Messerschmitt Bf 109 G-12 des Unteroffiziers Pirmin Deibert nach einem etwas verunglücktem Landeanflug nahe der Platzgrenze ein. Die G-12 war eine zweisitzige Trainingsvariante der Messerschmitt Bf 109 und Unteroffiziers Deibert war Fluglehrer beim JG 106. Das rechte ausgefahrene Fahrwerk der Jagdmaschine traf Anni Schwirz am Kopf und zertrümmerte Ihren Schädel. Sie war sofort tot.

 

Die vermutliche Unfallstelle

Aus den Erinnerungen des Unteroffiziers Konrad Augner:

»Als ich von meinem Einsatz zurückkam und an der Tankstelle aus meiner Maschine ausstieg, erzählte mir der Tankwart, dass am Platzrand eine Frau von einer Bf 109 mitgenommen wurde und wahrscheinlich tot sei. Drum waren am Landefeld viele Leute, die am Platzrand standen und scheinbar irgendwelche Vermessungen oder sonst was vornahmen. Das war mir bei meiner Landung aufgefallen, denn von weitem sah ich diese Leute beim Anschweben im Landefeld stehen und plötzlich zur Seite gehen, um das Landefeld frei zu machen. Der Tankwart sagte noch, der Pilot der G-12 sei der Fluglehrer Deibert gewesen. Ich konnte es nicht fassen und glauben! Den Flugbetrieb durfte ich nicht unterbrechen und schulte weiter. Als ich mittags in die Baracke kam, saß der Pirmin am Tisch, hatte verweinte Augen und starrte vor sich hin. Immer wieder murmelte er: »Ich hab sie nicht gesehen!« Ich legte ihm eine Hand auf die Schulter und wollte ihn trösten, aber die Worte fehlten mir. Pirmin war nämlich der Verlobte von Anni, das war ja das Schlimme und Tragische an der Sache! Die Anni war ein liebenswertes Mädel, immer freundlich und frohgelaunt. Ich bin

oft im Fallschirmlager gewesen, nicht nur wenn mein Fallschirm zum Falten fällig war. Auch sonst. Die beiden Mädchen von der Fallschirmpackerei waren immer gut gelaunt und zu jedem Scherz bereit.«

Konrad Augner war wie Pirmin Deibert Fluglehrer beim Jagdgeschwader 106 und dessen Stubenkamerad.

 

Das Grabkreuz von Angela Schwirz

Angela Schwirz wurde nach Lebach überführt und dort am 18. August 1944 auf dem Ehrenfriedhof beigesetzt. Zur Beerdigung war eine Abordnung des JG 106 angereist.

 

Über das weitere Schicksal des Fluglehrers Pirmin Deibert ist mir bisher leider nichts bekannt. Unteroffizier Augner wechselt im Frühjahr 1945 vom JG 106 zur 8./JG 1 und flog als einer der wenigen die Hs 162 »Salamander«. Er überlebte den Krieg und wurde am Bodensee sesshaft.

Quellen: Walter Hermanutz – »Flugplatz Reichenbach 1938–1945«, Erinnerungen des Unteroffiziers Konrad Augner

               

Vielen Dank an Herrn Richard Wagner vom Historischen Verein Lebach .